Im Rahmen meiner aktuellen Ausbildung „Grüne Kosmetik“ nach Gabriela Nedoma habe ich eine umfassende Recherche zum Thema Mineralöl gemacht. Gerne möchte ich mit Euch diese Ergebnisse teilen. Die Ergebnisse zeigen, dass Mineralöl nicht so schlecht wie sein Ruf ist, es aber dennoch genügend Gründe gibt, darauf zu verzichten und auf pflanzliche Lipide zu setzen.

MINERALÖLE:

Mineralöle werden aus Erdöl gewonnen. Sie bestehen aus gesättigten (MOSH) und aromatischen (MOAH) Kohlenwasserstoffen. Erdöl wird durch Destillation und chemische Modifizierung gereinigt und findet unter anderem Einsatz in kosmetischen Produkten. Ziel ist es bei Kosmetika die aromatischen Kohlenwasserstoffverbindungen zu reduzieren (auch MOAH genannt), da diese krebserregend sein können. „Laut Anhang II der Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 (EU-Kosmetikverordnung) sind nur solche Rohstoffe auf Mineralölbasis zulässig, deren Raffinationsprozess vollständig bekannt ist und deren Ausgangsstoffe frei von kanzerogenen Verbindungen sind.“[1] Dennoch wurden Erhöhte MOAH-Werte bei flüssigen Lippenprodukten nachgewiesen.

In der Kosmetik dienen Mineralöle als Antistatikum, Weichmacher, Hautschutz, Lösungsmittel oder Viskositätsregulator. Sie sind daher in nahezu allen Kosmetik-Kategorien zu finden. Sie werden eingesetzt, da Erdölderivate nicht ranzig werden, sehr lange haltbar sind und vor allem kostengünstig sind. Ein weiterer Vorteil für die Kosmetikindustrie ist, dass Mineralöle nicht allergen wirken und von nahezu jedem Hauttyp vertragen werden.

Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass Mineralöl schädlich ist, kommt das Bundesinstitut für Risikobewertung zu einem eindeutigen Ergebnis: „Nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand sind aus Sicht des BfR gesundheitliche Risiken für Verbraucher durch die Aufnahme von Mineralölen in Kosmetika über die Haut unwahrscheinlich.“[2] Problematischer können jedoch Lippenstift-Produkte sein, da die Inhaltsstoffe verschluckt werden und sie teilweise mit erhöhten MOAH-Werten belastet sein können.

Mineralöl dichtet die Haut nahezu vollständig ab.[3] Das wird einerseits als Vorteil angesehen, da körperfremde Substanzen nicht eindringen können. Außerdem kann dieser okklusive, abdichtende Charakter als Barriereschutz dienen und dem Feuchtigkeitsverlust der Haut entgegenwirken.

Allerdings bringen Mineralöle einige Nachteile mit sich:

Mineralöle dringen nicht in die Haut ein und verbleiben im stratum corneum. Sie können damit auch keine Wirkstoffe in tiefere Hautschichten transportieren.[4] Die Hautgeneration kann somit nicht angeregt werden.[5]Außerdem können durch die Abdichtung Regulationsprozesse gestört werden. So kann es passieren, dass durch die Fette, wie sie in Mineralöl zu finden sind, die Reparaturmechanismen der Permeabilitätsbarriere gehemmt werden.[6] Ferner ist die Aufnahme von Wasser aus der Umwelt gehemmt, was jedoch eine natürliche Funktion der Haut darstellt. Außerdem „können in der Haut durch eine dichte Okklusion-Schicht nicht nur Wasser, sondern auch Bakterien, Schmutz, Abgasen etc. mit eingeschlossen werden. Auch Reizstoffe werden mit eingeschlossen, falls man unter einer Schicht Vaseline etwa ein Serum mit reizenden Inhaltsstoffen aufträgt.“[7]

Pflanzenöle unterscheiden sich von Mineralölen durch ihre pflegenden Eigenschaften. Native Pflanzenöle besitzen im Gegensatz zu Mineralölen hauteigene Fette und ziehen in die Haut ein. „Sie sind in der Lage, einen unvollständig ausgebildeten Hydro-Lipid-Film zu ersetzen oder zu ergänzen und schützen die Haut vor Feuchtigkeitsverlust und mindern die Neigung zu Irritationen und Rötungen“.[8] Bei Allergieneigung kann dies jedoch auch ein Nachteil darstellen, da Pflanzenöle allergenes Potential aufweisen können.[9]

Mineralölprodukte in Kosmetikprodukten erkennt man an der Zutatenliste. Typische Bezeichnungen sind:

  • Alkane,
  • Cera Microcristallina,
  • Ceresin,
  • Microcrystalline Wax,
  • Mikrokristallines Wachs,
  • Mineral Oil,
  • Mineralwachs,
  • Paraffinum Liquidum,
  • Paraffinum Subliquidum,
  • Paraffinwachs,
  • Petrolatum,
  • Vaseline

Quellen:

https://gestis.dguv.de/data?name=095330

[1] https://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=0&Thema_ID=4&ID=2976&Pdf=No&lang=DE

[2] http://m.bfr-meal-studie.de/cm/343/mineraloel-im-fokus-des-gesundheitlichen-verbraucherschutzes-abstracts.pdf

[3] https://skincareinspirations.com/petrolatum-vaseline/

[4] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0378427417311542

[5] https://www.dha-allergien.de/pdfs/akt117_2.pdf

[6] https://www.jlr.org/article/S0022-2275(20)42904-9/fulltext#sec-18

[7] https://skincareinspirations.com/petrolatum-vaseline/

[8] Käser, Heike (2016) – Naturkosmetik selber machen – Verlag Freya

[9] https://www.dha-allergien.de/pdfs/akt117_2.pdf

 

 

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